Appelle für eine Welt ohne Krieg
Ein kurzer Überblick über die Geschichte der Friedensbewegungen
Die Herstellung und Sicherung von Frieden nach außen und innen ist und war ein Anliegen der Menschheit zu allen Zeiten, auch wenn sie in historischen Aufzeichnungen meist nur eine Nebenrolle spielen. Historische Vorläufer der heutigen Friedensbewegungen entwickelten sich in Europa in der zweiten Hälfte des 19. und aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei hier zwischen zwei Traditionen zu unterschieden ist: dem bürgerlichen Pazifismus und der proletarischen Antikriegsbewegung.
Schweig mir von Ehren, Adel, Fürstentum!
Zehntausend Knochen gehen auf eines Feldherrn Ruhm!"
Tsau Sung, 879
Seitdem es Kriege gibt, wird auch an allen Orten der Frieden besungen. Bedeutsame Beispiele einer Friedenslyrik finden sich im frühen China über einen Zeitraum von 2000 Jahren. Leitmotive sind die Trauer über die unwiederbringlichen Verluste und das durch den Krieg verursachte Leid. Eine Rechtfertigung des Kriegs oder gar eine Verklärung des Kriegstods, wie wir es aus der Literatur Europas und anderer Teile der Erde kennen, ist in keinem dieser Gedichte zu finden. Im antiken Griechenland wurde im 4. Jahrhunderts v. Chr. die Idee der Koine Eirene propagiert, um den Frieden durch völkerrechtlich verbindliche Verträge dauerhaft zu sichern. Im 10. nachchristlichen Jahrhundert entstand in Reaktion auf die zahlreichen Fehden des Feudaladels in der Auvergne im Süden Frankreichs die Gottesfriedensbewegung, die mit der Androhung von Strafen zu verhindern versuchte, dass wehrlose Personen (Geistliche, Bauern, Arme, Frauen, Kaufleute) und Objekte (Vieh, Ernte, Brücken) angegriffen wurden.
1660 gab die Religionsgemeinschaft der Quäker (Frühe Freunde) in England eine Erklärung gegenüber König Charles II. ab, die als historisches Friedenszeugnis gilt. Darin heißt es: "Allen Krieg und Streit sowie Kampf mit äußeren, verletzenden Waffen, gleich zu welchem Zweck und unter welchem Vorwand, lehnen wir entschieden ab." Weil die "Frühen Freunde" aus ihrer Überzeugung radikale Konsequenzen zogen, wurden sie verfolgt und verurteilt. Schließlich barg ihr Glaube sozialen Sprengstoff, da er die Autorität der Kirche nicht ankerkannte und die Gleichheit aller Menschen forderte. Aufgrund der Verfolgung emigrierten viele Quäkerinnen und Quäker auf den amerikanischen Kontinent, wo sie anfangs ebenfalls häufig Verfolgung ausgesetzt waren. Frieden und religiöse Toleranz herrschten dagegen in der vom Quäker William Penn gegründeten Kolonie Pennsylvania, wo Penn Friedensabkommen und faire Landnutzungsverträge mit der indigenen Bevölkerung schloss.
Seit wann gibt es Kriege?
Ist die Bereitschaft zum Krieg dem Menschen angeboren, liegt sie in den männlichen Hormonen? Doch selbst bei den nächsten Verwandten des Menschen gibt es große Unterschiede: Während bei Schimpansen kriegerische Angriffe gegen andere Gruppen beobachtet werden, gibt es bei den Bonobos keinerlei Anzeichen eines solchen Verhaltens. Sind es also doch nicht die Gene? Die Erkenntnisse der Anthropologie zeigen, dass der Krieg nicht von Natur aus in den menschlichen Gesellschaften vorhanden ist, sondern dass es sich dabei um eine Institution handelt, die sich erst vor 10.000 bis 12.000 Jahren an mehreren Orten entwickelt hat. Mit der Entstehung sozialer Hierarchien und der Entwicklung des Privateigentums - man könnte auch sagen, mit der Machtergreifung durch das Patriarchat - mehrten sich die Gründe, geplant andere Gruppen zu überfallen.
Für den Psychoanalytiker und Sozialpsychogen Erich Fromm fällt der Krieg in die Kategorie der "instrumentalen Aggression". Die geschriebene Geschichte der Menschheit zeige, so Fromm, dass Kriege wegen realistischer Interessenskonflikte geführt werden und nicht wegen eines angeborenen Triebes: "Die Babylonier, die Griechen und alle Staatsmänner bis in unsere Zeit haben ihre Kriege aus Gründen geplant, die sie für sehr realistisch hielten, und sie haben die Pros und Contras sehr sorgfältig erwogen, wenn sie sich bei ihren Berechnungen natürlich auch oft irrten. Sie hatten dabei mannigfache Motive: Land, das sie kultivieren wollten, Reichtümer, Sklaven, Rohstoffe, Märkte, Expansion und Verteidigung." Zudem stellt Fromm fest, dass einfache Gesellschaften viel seltener und viel weniger destruktiv Krieg geführt haben als zivilisierte. Würde der Krieg durch angeborene Triebe verursacht, müsste das Gegenteil der Fall sein.
Fromm geht auch auf Aspekte ein, die den Krieg für Menschen akzeptabel oder sogar attraktiv machen, wie die Flucht aus der Langeweile und Bedeutungslosigkeit des Alltags oder gewisse Formen kameradschaftlicher Solidarität, die sich vom täglichen Konkurrenzkampf in Friedenszeiten abheben. Dass der Krieg diese positiven Züge aufweist, sei "ein trauriger Kommentar zu unserer Zivilisation".
Moderne Friedensbewegungen in Europa
Seit den antinapoleonischen Kriegen entstanden in verschiedenen europäischen Staaten kleine Vereine, die für den Frieden eintraten und - aus ethischen und religiösen Gründen - jede Militärgewalt ablehnten. Im Gegensatz zu den angloamerikanischen Friedensgesellschaften, die sich meist auf das christliche Gewissen bezogen, beriefen sich kontinentaleuropäische Gruppen auf die Ideale der Französischen Revolution. Die Technisierung forderte in den Kriegen des 19. Jahrhunderts immer mehr auch zivile Opfer. Proteste gegen die katastrophalen Lebensbedingungen der Soldaten und der Einsatz der Krankenschwester Florence Nightingale führten zu humanitären Erleichterungen für das britische Heer.
Vor allem die Kriegsberichterstattung im Krim-Krieg (1853-1856 zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, letzteres unterstützt von England und Frankreich) mit der wenige Jahre vorher erfundenen Fotografie rückte das durch den Krieg verursachte Leid ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Die Erfahrungen aus der Belagerung von Sewastopol und der Schlacht von Solferino in Italien (1859 zwischen Österreich und dem Königreich Sardinien) veranlassten den Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant 1863 zur Gründung des Roten Kreuzes. Mit der 1864 abgeschlossenen ersten Genfer Konvention gelang die erste internationale Vereinbarung des modernen Völkerrechts.
Die bürgerliche Friedensbewegung war jedoch geprägt vom grundlegenden Widerspruch zwischen ihrem Friedensappell und der Zugehörigkeit ihrer Mitglieder zur herrschenden Klasse. Das trug dazu bei, dass die gesellschaftlichen und ökonomischen Grundlagen von Krieg und Aufrüstung vielfach unverstanden blieben. Zudem orientierte sich die bürgerliche Friedensbewegung an der Idee, Gewaltkonflikte zwischen den Staaten durch internationale Schiedsgerichte verhindern zu können. Ergebnis ihrer Bemühungen war immerhin die erste Friedenskonferenz 1899 in Den Haag, die schließlich im Abkommen zur friedlichen Erledigung internationaler Streitfälle 1907 (2. Haager Konferenz) mündete. Ansonsten herrschte die Vorstellung, im Falle eines militärischen Angriffs von außen zur Verteidigung berechtigt zu sein, wie sie auch heute noch geltendem Völkerrecht entspricht. Das Problem hierbei besteht jedoch darin, dass es Regierungen bis heute gut verstehen, jeden auch noch so perfiden Angriffskrieg als Verteidigungsmaßnahme darzustellen.
Die proletarische Antikriegsbewegung
Auch die sozialdemokratische Bewegung lehnte den Krieg ab, denn für sie verlief die Frontlinie nicht zwischen Staaten und Nationen, sondern zwischen den sozialen Klassen in allen Nationen. Der Kampf um den Frieden spielte beim Entstehen der Arbeiterbewegung jedoch eine untergeordnete Rolle, da der Kampf um Brot viel dringender war. Zudem orientierten sich die sozialdemokratischen Parteien an der Vorstellung, ihre Ziele durch einen Volkskrieg nach Vorbild der Pariser Commune durchsetzen zu können. Ihre Parteiprogramme enthielten deshalb keine Forderungen zur Abschaffung des Militärs, sondern propagierten dessen Umwandlung in ein Volksheer.
Diese Einstellung änderte sich jedoch am Ende des 19. Jahrhunderts grundlegend. Zum einen ließen die politischen Erfolge der Sozialdemokratie die Hoffnung aufkeimen, dem Sozialismus mit friedlichen Mitteln näher kommen zu können. Vor allem aber hatten technische Fortschritte und das Wettrüsten der Staaten das Gefahrenpotenzial eines Krieges deutlich erhöht. Bereits 1887 warnte Friedrich Engels, dass ein Krieg nur mehr als Weltkrieg von bisher nie geahnter Ausdehnung und Heftigkeit möglich sei, da alle Mächte miteinander durch die Weltwirtschaft verbunden seien. Er war überzeugt, dass die Ära der Straßenschlachten und Barrikaden vorüber sei, und plädierte dafür, neue revolutionäre Taktiken zu entwickeln.
Angesichts dieser Perspektiven bekam die Frage der Kriegsverhütung ein höheres Gewicht. Der im Herbst 1889 erschienene Roman "Die Waffen nieder!" der österreichischen Friedensaktivistin Bertha von Suttner wurde in Fortsetzungen im sozialdemokratischen Zentralorgan "Vorwärts" veröffentlicht. Trotzdem standen große Teile der Arbeiterbewegung der bürgerlichen Friedensbewegung distanziert gegenüber. So kritisierte Rosa Luxemburg 1911 die ihrer Meinung nach illusionären Vorstellungen bürgerlicher Pazifist*innen, dass Projekte wie Internationale Schiedsgerichte oder ein Vereinigtes Europa Militarismus, Kriege und Imperialismus verhindern könnten.
Der Basler Sozialistenkongress
Der Basler Sozialistenkongress 1912 gehört zweifellos zu den Höhepunkten der proletarischen Antikriegsbewegung. Das Treffen fand am 24. und 25. November im Münster von Basel statt, das den Teilnehmer*innen vom zuständigen Pfarrer Täschler zur Verfügung gestellt wurde. Alarmiert vom kurz davor entfesselten Balkankrieg kamen 555 Delegierte aus 23 europäischen Staaten zusammen, um ihre Strategien im Kampf gegen einen drohenden Krieg, der schon als kommender Weltkrieg wahrgenommen wurde, zu diskutieren. Für den Kapitalismus seien Aufrüstung und Kriege lebensnotwendig, sagte Clara Zetkin, deshalb mache er die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung, Wunder der Technik, ungezählte Reichtümer sowie die Arbeit und das Leben von Millionen Menschen dem Kriege verschwenderisch dienstbar. Mit leidenschaftlichen Worten warb die sozialistische Frauenrechtlerin für eine Massenbewegung gegen den Krieg, in der Frauen eine tragende Rolle spielen. "Alles, was in uns lebt als persönlicher Ausdruck allgemeiner Menschheitsentwicklung, allgemeiner Kulturideale, empört sich, wendet sich schaudernd ab von dem Gedanken an die drohende Massenzerstörung, Massenvernichtung menschlicher Leben im modernen Kriege. Der Krieg ist nichts als die Erweiterung und Ausdehnung des Massenmordes, dessen sich der Kapitalismus auch im sogenannten Frieden zu jeder Stunde am Proletariat schuldig macht."
Gemeinsam wurde das "Manifest über die Kriegsgefahr und die Aufgaben des internationalen Proletariats" verabschiedet, das vom französischen Sozialisten und überzeugten Antimilitaristen Jean Jaurès vorgetragen wurde. Dieses Manifest machte es der internationalen Arbeiter*innenbewegung zur Aufgabe, einen drohenden Krieg zu verhindern, oder, falls das nicht möglich sei, für dessen rasche Beendigung zu sorgen und die dabei entstehende politische Krise zu nutzen, um die Beseitigung der kapitalistischen Klassenherrschaft zu beschleunigen. Bemerkenswert war, dass den vertretenen nationalen Abteilungen konkrete politische Aufgaben zugewiesen wurden.
Leider waren die Bemühungen umsonst. Weder der Arbeiterbewegung noch der bürgerlichen Friedensbewegung gelang es, den Krieg aufzuhalten. Nur wenige Monate nach dem Kongress in Basel wurde Jaurès von einem französischen Nationalisten ermordet, kurz bevor das große Morden begann. Die Kriegsgegner*innen standen der nationalistischen Propaganda der Herrschenden mehr oder weniger hilflos gegenüber, so dass die Stimmung innerhalb kurzer Zeit in eine kollektive Kriegsbegeisterung umschlug. Die Zustimmung zum Krieg ließ in der Bevölkerung und bei den Soldaten jedoch umso mehr nach, je länger der Krieg dauerte und je offensichtlicher das durch ihn verursachte Leid wurde. 1917 und 1918 gab es in Russland, Frankreich, Deutschland und Österreich zahlreiche Streiks und Meutereien kriegsmüder Soldaten, welche die Kriegsdauer entscheidend verkürzten und revolutionäre Umwälzungen einleiteten. In der Zeit nach dem ersten Weltkrieg fand die Friedensbewegung erstmals für einige Jahre eine Massenanhängerschaft. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft galt der Pazifismus als Ableger eines angeblichen "Weltjudentums" und wurde neben dem Marxismus zum Hauptfeind erklärt.
Friedensbewegungen nach 1945
Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs und angesichts des Wettrüstens im Kalten Krieg formierten sich in Europa, in den USA und in Japan Bewegungen, um gegen Atomwaffen und für Abrüstung zu demonstrieren. Einer der Grundsteine für die Friedensbewegung war die Gründung der "Freiheitskämpfer" 1947 in Paris, die zum Kampf gegen ein Wiederaufleben von Faschismus und Diktatur aufriefen. 1960 fand in Norddeutschland der erste Ostermarsch statt, aus dem eine unabhängige, außerparlamentarische Opposition hervorging. Mit dem NATO-Doppelbeschluss von 1979 formierte sich in Europa eine länderübergreifende Friedensbewegung, um die angekündigte Stationierung von Mittelstreckenraketen zu verhindern und die atomare Abrüstung durchzusetzen. Sie wurde von anerkannten Expert*innen unterstützt und beschränkte sich nicht nur auf moralische Argumente, sondern entwickelte auch alternative Sicherheitskonzepte, weshalb sie von Politik und Militär als Gesprächspartner ernst genommen wurden.
Der Widerstand gegen den Vietnamkrieg
Eine der wirkungsvollsten Kampagnen gegen den Krieg war zweifellos der Protest gegen die US-Intervention in Vietnam. Die Proteste begannen mit dem Eintritt der USA in den Krieg und verstärkten sich mit den Bombardierungen Nordvietnams 1965. Der Antikriegsprotest fiel zusammen mit der Hippie-, der Studenten- und der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, welche entscheidend dazu beitrugen, dass die Bewegung gesellschaftliche und internationale Relevanz gewann. Der kollektive Aufstand der Soldaten und eine breite Antikriegsbewegung schafften es, eine der mächtigsten Militärmaschinerien in die Knie zu zwingen. Der Widerstand gegen den Vietnamkrieg hat nicht nur eine Verkürzung der Kriegsdauer erreicht, sondern auch den Mythos der Unbesiegbarkeit einer Supermacht gebrochen. Militärstrategen müssen seither mit dem Misstrauen gegenüber ihren Motiven rechnen, wenn immer sie planen, in ein Land einzumarschieren oder es zu bombardieren.
Menschenrechte als Kriegsgrund?
Die Hoffnung, dass sich mit dem Ende des Kalten Krieges sich bessere Bedingungen für eine friedliche Zukunft herausbilden, wurde durch den Golf-Krieg 1991, den Bosnienkrieg (1993-1995) und den Kosovo-Krieg (1998-1999) rasch zerschlagen. Militärische Interventionen in verschiedenen Regionen wurden als unausweichlich dargestellt, um Bürgerkriege zu schlichten, den Terrorismus zu bekämpfen, die Demokratie zu verteidigen oder die Menschenrechte zu schützen. So wurden Militäreinsätze und Krieg wieder zum allgemein akzeptierten Mittel der Politik. Die Rüstungsexporte erreichten Rekordwerte, ohne dass die Mehrheit der Bevölkerung dies als Mittel der Herrschenden wahrnahm, die betroffenen Länder unter den Einfluss der imperialistischen Staaten zu bringen.
In einem Krieg geht es aber weder um Menschenrechte noch um Demokratie. Militärische Interventionen haben für die Menschen keine Verbesserung ihrer Lebenssituation gebracht, weder im Irak, in Afghanistan, in Libyen noch sonstwo. Es geht um die Kriegsziele der beteiligten Mächte und das Profitstreben global agierender Konzerne, mit denen die Staaten eng verbunden sind. Der Menschenrechtsdiskurs diente dabei nur als Vorwand für die Akzeptanz der Intervention. Ob ein Staat als Schurkenstaat, seine Regierung als Terror-Regime und seine Milliardäre als Oligarchen eingestuft werden, hängt nämlich weniger davon ab, ob die Menschenrechte verletzt und die Meinungsfreiheit eigenschränkt werden, sondern ob er als Konkurrent oder als Verbündeter und wichtiger Geschäftspartner eingestuft wird.
Und nun, da wir in Europa wieder mitten in einem Krieg stehen, stellen sich viele die Frage, wie es so weit kommen konnte. Die Gründe für den Krieg werden jedoch im Frieden geschaffen, und zwar von Staaten, die ihre Einflusssphären, ihre Rohstoffquellen und Absatzmärkte verteidigen und ausdehnen wollen. Was können wir tun? Wir können die Kriegsursachen konkret benennen, die Nutznießer von Rüstungsproduktion und Waffenhandel beim Namen nennen und das Zusammenspiel von Ökonomie, herrschender Politik, Militär und Medien aufdecken. Auch wenn das allein kommende Kriege nicht verhindern wird, schärft es unseren kritischen Blick und stärkt den Widerstand gegen Aufrüstung und Krieg. Da es aber schwer sein wird, Beschäftigte, deren Arbeitsplätze von der Rüstungsindustrie abhängen, von der Abrüstung zu überzeugen, braucht die Friedensbewegung eine Perspektive, die über das herrschende Gesellschaftssystem hinausreicht. Wir brauchen weder Aufrüstung noch Betroffenheitserklärungen, wenn die Katastrophe bereits da ist, sondern eine Friedenspolitik, die alle Anstrengungen unternimmt, Kriegen vorzubeugen, indem sie versucht, deren Ursachen zu beseitigen.
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Quelle: Hermann
Kopp und Peter Strutynski: Friedensbewegung und Arbeiterbewegung:
Zwischen Pazifismus, Antimilitarismus, Patriotismus und Menschenrechten
(www.ag-friedensforschung.de)
veröffentlicht in Talktogether Nr. 80 / 2022